In der letzten Juliwoche ist es soweit, dass die Ergebnisse aus unserem Forschungsprojekt wortwörtlich auf den Prüfstand kommen. Eine Prototypennummer hat das Flugzeug nie bekommen, dennoch ist viel Entwicklungsarbeit in den Bau einer Nachrüstbaren Sicherheitsstruktur geflossen.

Worum geht es? Seit 2018 arbeiten wir im CraCpit Team der AFH an der Umsetzung des ehrgeizigen Ziels, dass wir uns in einem LuFo Antrag beim BMWK (damals BMWi) gestellt haben: Vielgeflogene Segelflugzeuge aus den älteren Zulassungsvorschriften sollen mit einem nachträglich eingebauten Sicherheitscockpit den heutigen verschärften Sicherheitsstandardgerecht werden und diesen sogar übertreffen. Ziel ist es, bisher letalen Unfallszenarien durch geeignete Maßnahmen eine realistische Überlebenschance zu geben.

Hierfür rüsten wir einen Astir CS Rumpf mit einer Cockpitstruktur aus, die Ähnlichkeiten zu dem Monocoques aus dem Rennsport aufweist. Eine Rahmenstruktur umschließt den Überlebensbereich der Insassen, welcher den immensen Belastungen beim dynamischen Crash standhalten kann. Dabei muss stets ein Auge auf die auftretenden Beschleunigungen gehalten werden, damit der Überlebensraum nicht zur Falle wird – ein schwieriger Kompromiss bei wenig Platz im Flugzeugrumpf.

Um die Konstruktion zu prüfen, führen wir voraussichtlich am 26. und 27. Juli 2022 einen Crashversuch unter realistischen Bedingungen durch. Aufgehängt an zwei Autokräne schwingt unser umgerüstete Astir Rumpf mit 45° Einschlagwinkel bei 54 km/h auf den Boden. Beobachtet wird er von zahlreichen Hochgeschwindigkeitskameras; Dehnmessstreifen und Beschleunigungssensoren messen die Belastung an Schlüsselstellen im Rumpf. Dank der Unterstützung von BMW haben wir auch einen Piloten: Ein voll instrumentierter HIII Dummy, wie er im Automobilcrashtest zum Einsatz kommt, liefert Daten über die biomechanische Belastung eines Insassen. Sowohl der dynamische Belastungsversuch bei realistischen Geschwindigkeiten als auch hochwertige Dummy Messwerte sind first of a kind im Segelflugsport, von der hoffentlich nicht nur unser Projekt, sondern auch andere Hersteller profitieren werden. Das Projekt CraCpit führen wir gemeinsam mit der Akaflieg München und deren Universitäten Partner (LCC) durch. Je nach Wetter lassen wir am 26. Juli dann zuerst unseren Rumpf und am Folgetag den Mü-32 Prototypenrumpf vom Kran fallen. Die Flugwerft Oberschleißheim stellt dafür eine Fläche zur Verfügung und bietet darüber hinaus die Infrastruktur für Zuschauerplätze und Gastronomie.

Crashversuch im LuFo Projekt CraCpit